2024 - ITALIEN
OF-Jubiläumsreise Italien
Ab in die Lüfte und Richtung Süden hiess es Ende August für die OFs. Die Reise zum 25-Jahr-Jubiläum wurde bei bestem Wetter und herrlicher Sicht hoch über den Alpen im Swiss-Flieger so richtig lanciert. Erstes Ziel sollte Rom sein, man hatte sich vorgenommen, für einmal auf kulturelle Werte statt Clubbesuche zu setzen. Für die ersten drei Nächte checkte man im Hotel Canada an der Via Vicenza ein. Ein schmuckes, nicht zu grosses Hotel, in dessen Lobby dennoch erste Hektik aufkommen sollte. Der erfolgreichste Schweizer Spielervermittler und EX-OF Gianni di Domenico hatte sich kurz nach Ankunft telefonisch gemeldet. Es stehe ein super Spiel von Lazio Rom gegen AC Milan an, das man nicht verpassen solle. Er organisiere alles, dank seinen Kontakten in die höchsten Ebenen des italienischen Calcio werde man bald in der VIP-Lounge des Stadions Platz nehmen können. Geile Sache, dachte man sich, Euphorie kam auf. Ein paar Telefonate später zeigte sich, dass Gianni seinem Ruf als grossem Ankünder, der davon meist nur wenig halten konnte, treu bleiben sollte und das Hochgefühl begann allmählich zu schwinden. Zumindest die Homepage für den selbstständigen Ticket-Kauf konnte Gianni dann immerhin nennen. Nach mühsamer Registrierung mit vielen Tücken gelang es dann schliesslich, die nötigen Tickets – zu stolzem Preis notabene – zu ergattern. Nach weiteren Mühen, den richtigen Eingang zu den zugeteilten Sitzplätzen zu finden, fand man sich wegen der herrschenden Hitze stark transpirierend im monumentalen Stadio Olimpico ein, das Platz für über 70000 Zuschauer bietet. Die erste Halbzeit war fussballerisch eine Enttäuschung, das Heimteam lag bald in Rückstand. Man fragte sich, wie da noch Spannung aufkommen könnte. Für Unterhaltung sorgten derweil die vier vor uns sitzenden älteren Herren, die wild gestikulierend und fluchend die sich anbahnende Niederlage kommentierten. Als man sich in der zweiten Halbzeit alsbald vom Acker machen wollte, drehte sich das Momentum doch noch und man kam in den Genuss einer ganz passablen Leistung der beiden Teams. Schliesslich endete die Partie 2:2 unentschieden. Zurück beim Hotel, entschloss man sich, in der nahen Taverna ein spätes Mahl einzunehmen. Da Nachtclubbesuche und durchzechte Nächte angesichts des Alters der OFs nicht mehr angebracht erscheinen, verzichtete man auf solcherlei Eskapaden – dies sollte für die ganze Reise Gültigkeit behalten. Ganz so trinkfest ist mittlerweile niemand mehr. Vorbei die Zeiten, als der Wodka noch in Strömen floss. Dass das Budget dennoch nicht entlastet wird, ist dem Umstand geschuldet, dass sich die OFs nun die eine oder andere Magnum-Flasche edleren Kalibers gönnen.
Am nächsten Morgen betrat ein vitaler Italiener namens Gian-Carlo mit dem Velohelm unter dem Arm die Lobby des Hotels. Gering seine Körperlänge, umso grösser dafür sein Wissen über die Antiken Stätten Roms, die man während zwei Tagen fahrenderweise mit dem E-Bike erkundete. Jeden zweiten Satz leitete Gian Carlo mit seinem legendären und durchdringenden «Allora» ein und brachte damit auch gedanklich abschweifende OFs wieder auf Kurs. Am meisten Mühe, den Ausführungen Gian Carlos ganz Ohr zu sein, bekundete mit Fortschreiten des Tages insbesondere Päde. Dies führte dazu, dass er von Gian Carlo ganz besonders unter die pädagogischen Fittiche genommen wurde. «Patrick, das musst du dir jetzt anschauen» oder «Patrick, komm» hallte deshalb immer öfter durch Kolosseum, Forum Romanum und all die anderen antiken Stätten. Beliebt auch der Ausruf «Nein Patrick, ganz falsch» wenn dieser versuchen wollte, seine eigenen vermeintlichen Geschichtskenntnisse an den Mann zu bringen. Es war aber auch zugegebenermassen herausfordernd, sich in den verschiedenen historischen Epochen zurechtzufinden. Von der Gründung über die Königs- und Kaiserzeit zur Spätantike und zum Mittelalter, um über Renaissance und Barock in der Franzosenzeit zu landen. Ich versuche deshalb hier erst gar nicht, das vermittelte Wissen aufzubereiten, da auch bei mir lediglich Episoden hängengeblieben sind. In guter Erinnerung blieb mir beispielsweise die Basilica san Clemente, ein Kleinod, das die diversen geschichtlichen Epochen in sich vereint. Von der Oberkirche stieg man immer weiter hinunter und es liessen sich so die bereits früher erstellen Gebäudeteile erkunden. Ganz zuunterst dann ein Relief mit dem König Mithras, der einen Stier tötet. Auch auf einen unterirdischen Wasserlauf stiess man bei dieser Expedition in die Unterwelt Roms. Lautstark ging es hingegen auf dem Gianicolo-Hügel zu und her. Täglich wird dort um 12 Uhr mittags ein Kanonenschuss in Richtung des Tiber als Zeitsignal abgefeuert. In weniger guter Erinnerung blieben der Vatikan und vor allem die Sixtinische Kapelle. Die riesigen Menschenmassen verhindern eine einigermassen anständige Begutachtung der Monumente. Und die schreienden Wärter setzten dem Negativen die Krone auf. Im St. Petersdom überraschte dann die schiere Grösse des Bauwerkes.
Ja, was blieb sonst noch in Erinnerung? Erwähnenswert ist vielleicht Gian Carlos aus unserer Warte übertriebene Angst, unsere Drahtesel könnten eine Beute von Dieben werden. Stets wurden sie kompliziert verkettet und verschlossen, was Gian Carlo nicht davon abhielt, während Pausen in Restaurants alle zehn Minuten aufzustehen und nach dem Rechten zu sehen. Kulinarisch gesehen ist Rom natürlich über jeden Zweifel erhaben. Nur an einem Abend liessen wir uns in einer so genannten Touristenfalle nieder. Sogar die Pasta, etwas, das die Italiener laut Musti immer können, waren dort mehr oder weniger ungeniessbar. In bester Erinnerung dafür der geröstete Lammbraten in einer anderen Lokalität. Dem Genuss desselben ging allerdings eine Taxi-Odyssee in die Peripherie Roms voraus. Man hatte sich schlicht mit der Adresse vertan und landete bei einer trostlosen Tankstelle.
Alsbald sollte unsere Reise mit dem superschnellen Frecciarossa von Rom nach Neapel führen. Dass der Hochgeschwindigkeitszug nach verspäteter Abfahrt auf einem Nebengleis vor sich hindümpeln musste, war einem stehengebliebenen Zug auf der schnelle Strecke geschuldet. Erst kurz vor Neapel kamen die OFs in den Genuss von 300 km/h. Mit rund vierstündiger Verspätung erreichte man das altehrwürdige Grand Hotel La Cocumella in Sorrent. Das historische Gebäude aus dem 17. Jh. beherbergte einst ein Jesuitenkloster. Nach einem kurzen Besuch und dem Verzehr von sechs von Päde organisierten gigantischen Burgern ging es praktischerweise fast nahtlos zum Abendessen über. Im Terrassenrestaurant COKU, das japanische mit klassischer Kost vereinte, überzeugte aber nicht nur der sagenhafte Blick aufs Meer, sondern auch das Essen an und für sich, weswegen doch wieder Hunger aufkam. Eigentliches Highlight des Aufenthalts war aber die Fahrt mit der hauseigenen historischen Segel-Ketch «Vera 1880». Die exklusive Fahrt führte uns hinaus aufs Meer und rund um die Insel Capri. Zur Mittagszeit durfte man sich an einem zwar kalten, aber opulenten und äusserst reichhaltigen Lunch gütlich tun. Dies war auch der Moment, die eine oder andere Flasche Weisswein zu köpfen. Schliesslich hatte der Kapitän bis zu diesem Zeitpunkt auch das dazu unabdingbare Eis an Bord bringen können. Mehrmals cruiste er mit dem Beiboot zu anderen Yachten, um die Scharte des anfänglich nicht vorhandenen Eises wieder auszuwetzen. Nach dem Anlegen durften wir am Pool den Ankömmling Martin begrüssen. Nach Startschwierigkeiten durfte auch er noch in Italien landen und uns mit seiner Gegenwart eine Freude bereiten. Es ist immer schön, möglichst alle Freunde auf den Reisen bei sich zu wissen.
Für die letzten zwei Nächte logierten die OFs in Neapel, direkt an der Uferpromenade im Hotel Royal Continental. Königlich war das Hotel allerdings keineswegs, ein typisches 08-15-Business-Hotel halt. Aber es erfüllte seinen Zweck und nach anfänglichen Mühen und Warten beim Check-In gelangte man sogar auf die Zimmer. Da die paar Aufzüge meist besetzt waren gerne auch über die Treppe. Zum Lunch gings ins nahe gelegene La Bersagliera, wo wir immerhin leidlich gut speisen konnten. Shopping-Gelüste konnten nach einem Fussmarsch des Nachmittags an der belebten Via Toledo gestillt werden. In Ermangelung geeigneter Ortskenntnisse begab man sich des Abends in eine eher mittelmässige Pizzeria. Auf die Erkundung des Nachtlebens verzichteten die OFs konsequenterweise auch in Neapel. Am nächsten morgen gings früh los mit dem Transferbus Richtung Pompei, wo uns die deutsch sprechende Paola erwartete und uns auf eine Tour durch die historische Stätte mitnahm. Im Vergleich mit den Sehenswürdigkeiten in Rom konnte Pompei allerdings nicht mithalten. Viel Stein, sehr viel Hitze, wenige Gipsfiguren der ehemaligen Bewohner. In dieser Hinsicht hätten wir mehr erwartet. Schön gediegen, der Expertise Nüsslis sei Dank, dann abends das Dinner im Restaurant Terrazza Calabritto. Nicht billig, aber das Geld durchaus wert. Tadellose Bedienung also, exzellentes Essen und verstohlene Blicke auf die hübsch zurecht gemachten Damen der Camorra-Bosse.