2015 - TICINO
Oldfriends-Club – Tessin 2015
Der Oktoberausflug des Jahres 2015 führte uns in die Sonnenstube der Schweiz. Bevor es soweit war, mussten sich alle Mitglieder mit den neuen Oldfriends-Klamotten eindecken, welche Päde in Nussbis Büro, unseren Treffpunkt, mitbrachte. Bei einem Chopf-ab-Draft wurden die Teile für gut befunden und in den Taschen verstaut. Danach entbrannte - wie könnte es anders sein - ein Wettstreit über die beste Route in Richtung Lugano. Gotthard oder San Bernardino, das war die Frage. Gotthard kürzer aber stauträchtiger. San Bernardino schöner aber sicher weiter. Was die Gefährte anbelangte herrschte mehr oder weniger Gleichstand. Beides Wagen der Marke Range Rover. Fahrtechnisch lag Päde im Vergleich zu Nüssli zwar etwas im Vorteil, schliesslich ist er für seine zuweilen rücksichtslose Fahrweise berüchtigt. Unterwegs dann die üblichen Bluffs über den Standort, um den Gegner zu demoralisieren. Dass Nüssli ein paar Minuten früher beim Hotel ankam, ist dem Umstand geschuldet, dass Päde in Lugano in Ermangelung genügender Kenntnisse der Tücken seines Navi-Geräts ein paar Ehrenrunden einlegte. Ohnehin hatte man während der ganzen Fahrt das Gefühl, dass er an seinem schmucken Wagen nicht viel mehr als Gas, Bremse und Steuer zu kennen scheint.
Das Hotel dafür sehr zentral gelegen, ein Katzensprung von unserem Lokal für den Abend entfernt. Überhaupt entpuppte sich Nüsslis Organisation für einmal als lupenrein. Einem Treuhänder-Kollegen sei Dank, führte er uns während des ganzen Wochenendes zu Gaststätten, die sich als kulinarische Geheimtipps entpuppten, die dem normalen Touristen nicht bekannt sind. Bei Rinds- und Pferdefilet und ein paar Flaschen exzellenten Weins stieg die Stimmung bald ins unermessliche. Besonders Nüssli übte sich im Schwadronieren über Phantasien, deren näherer Inhalt hier nicht weiter erläutert werden soll. An irgendetwas mit einer Flasche und einer Frau kann ich mich vage erinnern. Und auch darauf, als was für eine Gruppe er uns einem interessierten älteren Herrn präsentierte, kann leider nicht näher eingegangen werden. Verraten werden kann, dass es etwas mit den Vorlieben eines ehemaligen Staatspräsidenten zu tun hat. Danach ab in eine nahegelegene In-Bar, wo vor allem Köche dem Konsum von Wodka rege zusprach. Wie von den Oldfriends bekannt, begaben sich danach alle rechtzeitig zur Bettruhe, um am nächsten Tag fit und ausgeschlafen zu sein.
Nach einem exzellenten Frühstück im wohl edelsten Frühstücksraum, den wir auf unseren Reisen bislang kennen lernen durften, fuhren wir nach Orselina, wo uns unser Downhill-Guide mit Bikes und Helmen erwartete. Angemerkt sei noch, dass Päde seinen Wagen mitten auf der Strasse stehen liess und ausstieg, um eine Toilette aufzusuchen. Dem verdutzten Beifahrer Musti blieb nichts anderes übrig, als das Zepter in die Hand zu nehmen und sich auf Parkplatzsuche zu machen.
Danach kam der Höllenritt: Rutschiges Laub, Steine, schmaler Pfad – wer bremst, verliert, galt trotzdem. Zumindest für die Wagemutigen. Erwähnenswert: Häsi absolvierte einen richtigen Steigerungslauf: Zuerst zuhinterst und am Schluss mischte er an der Spitze mit. Dort tummelten sich natürlich Päde, Nüssli und Mäke und Co., welche sich keinen Meter schenken wollten. In Brione Sopra Minusio konnten wir dann wieder die Glieder strecken und uns den wichtigen Dingen des Lebens zuwenden: zum Beispiel dem Verzehr von Rindsfilet. Im Grotto CA `Nostra, einem echten Geheimtipp mit hervorragender Sicht auf den See, liessen wir uns zum Mittagslunch nieder. Der weitere Verlauf des Nachmittags geriet wenig spektakulär. Die meisten legten sich im Hotel aufs Ohr, um zu verdauen, damit am Abend, - wer hätte es anders erwartet - ein T-Bone-Steak verschlungen werden konnte. Das Grotto Mulino in Pregassona, man kann es nicht anders sagen, war exzellent. Das Fleisch auf dem offenen Feuer gebraten, eine Gastgeberin, die keine Fragen offen liess, und ein Ambiente mit dem typischen Tessiner Grotto-Charme. Und das alles wieder ganz ohne Touristen.
Zur Verdauung dann abermals ab in die Bar und eine Wodka-Flasche angezapft. Und wie immer bei Zeiten ins Bett. Zwar stand am Sonntag nichts mehr auf dem Programm, ausser sich weiterhin den Bauch vollzuschlagen – unserer Verantwortung und der folgenden strengen Arbeitswoche bewusst, vermieden wir es aber natürlich, uns nächtlichen Eskapaden hinzugeben. In Losone zeigte uns Häsi dann noch ein kleines Fabrikli, welches er aus der Portokasse zu kaufen gedenkt. Und bei dieser Gelegenheit lernten wir auch das Lokal kennen, wo er künftig einmal die Woche einkehren wird: Das Grotto Broggini. Spezialisiert zwar auf Güggelifleisch, ein Rindsfilet war aber auch dort zu haben. So schafften Zäh und Köche das Kunststück, innerhalb der zwei Tage viermal Rind zu bestellen. Ganz in Analogie zu Nüssli, der in früheren Zeiten keinen Tag überlebte, ohne mindestens einmal Lasagne verzehrt zu haben. Zumindest bei Köche wollte sich der Appetit dennoch nicht so richtig einstellen – aber das war ja bei so viel Schlaf und Abstinenz auch nicht anders zu erwarten gewesen.
Auf der Heimreise in Pädes Sport-Range-Rover sah sich Häsi an alte Golf-1-Zeiten erinnert. Zu Stunt-Einlagen auf zwei Rädern kam es zwar nicht – dennoch führte die Fahrweise zu Unruhe in der Magengegend. Schliesslich sprengte Päde seinen 2,5-Tönner die Serpentinen gen San Bernardino hoch, als habe er den Teufel hinter sich. Wer ihn besser kennt, weiss: Er hat einfach Spass am Gas geben – und alle anderen können sowieso nicht Auto fahren…