2009 - 10 JAHRE OLDFRIENDS
10 Jahre Old Friends
Ende August 2009 sollte jenes Ereignis stattfinden, worauf man sich seit mindestens zwei Jahren sehnsüchtig gefreut und Frau und Kind mit sorgfältiger Hingabe mehr oder weniger erfolgreich vorbereitet hatte: Das 10-Jahr-Jubiläum der Oldfriends. Ein Ereignis, das während einer Woche Auslandaufenthalts gebührend und ausgelassen gefeiert werden sollte. Um in fernen Landen akkurat ausstaffiert den Club zu präsentieren, hatte man sich eigens zum Jubiläum ein von Ali massgeschneidertes Veston des exklusiven Labels Triple AAA anfertigen lassen. Und natürlich hatte man bereits einen guten Monat zuvor damit begonnen, den Körper wieder einigermassen in Schwung zu bringen. Da staunten die Frauen nicht schlecht, als die Ehemänner abends plötzlich wieder mit perfekt epiliertem und solariumgebräuntem Body ins Bett schlüpften. Aber schliesslich sollte die Reise nach Nizza führen und dort wollte man sich am Strand keine Blösse geben.
Eine Blösse gabe sich dann allerdings Nüssli bereits kurz nach Reisebeginn. Da man durch das Radio vom kilometerlangen Stau vor dem Gotthardportal gewarnt worden war, vereinbarte man, die Autobahn in Erstfeld zu verlassen, um das Übel auf der Landstrasse zu umfahren. Doch Nüssli gab mit seinem Porsche Stoff ohne Ende und meinte auf verzweifelte Nachfrage der hinter ihm fahrenden: «Ja weisch, ich gah dänn in Göschene use». Diese Aussage offenbarte, dass Nüssli zwar in vielen Dingen sehr bewandert, Geografie aber nicht unbedingt sein Ding ist. Nun gut, der nächste Stau kam dann an der Côte d'Azur, dennoch kam man mit nur einer Stunde Verspätung in Nizza an. Dort wartete ein Idyll sondergleichen auf die Oldfriends. Die Villa "La Citronneraie" hoch über Nizza bot Ausblick aufs Meer, Pool, Jaccuzzi und mehrere Schlafgemache. Und sogar ein Internetanschluss war vorhanden. Von den Informationsangeboten des world wide web machte der eine oder andere auch zu später und einsamer Stund gern einmal Gebrauch. Zuvor begab man sich abends jeweils in ein Restaurant, um ordentlich gediegen zu speisen. Gleich in der Nähe der Villa stiess man auf ein kleines, feines Lokal, welches den Ansprüchen vorzüglich gerecht zu werden vermochte. Bei feinen Häppchen und einem guten Tropfen Wein bereite man sich so auf das Nachtleben Nizzas vor. Dieses fand für die Oldfriends an der Strandpromenade mitten in Nizza statt. Dort hatte man ein Rock-Café gefunden, das nicht nur grosse Drinks, sondern auch eine starke Bedienung bot. So richtig landen konnte zwar keiner, dennoch verspürte man immer wieder Lust, den Blick dort umherschweifen zu lassen. Und bequem war es in den Sesseln auch. Denn ausser Dani – er liess sich an jenem Morgen partout nicht aus dem Koma erwecken – hatten alle gehörig Wunden am Allerwertesten zu beklagen, die sich bei den einen sogar bis zu den Weichteilen erstreckten und von den Leidgeprüften vor dem Zubettgehen auch gerne publikumswirksam zur Schau gestellt wurden. Zugezogen hatte man sich die Blessuren bei einem mehrstündigen Jet-Ski-Teufelsritt auf dem Meer. Wie sich Dani sagen liess, hatte Päde noch vor der Länge des Trips gewarnt. Nüssli habe diese aber in den Wind geschlagen und erwidert, «wänn mir scho mal da sind, gönd mer sich nöd nur e stund use». Es sollte sich dann allerdings herausstellen, dass diese Zeitspanne absolut augereicht hätte, um die Abenteuerlust der Oldfriends zu befriedigen. Denn bei Wellengang kann von dahin gleiten und dem lustvollen Spüren und ausloten der kraftvollen Beschleunigung keine Rede mehr sein; der Ritt verkommt zum einsamen und mühsamen Kampf mit dem Element. Päde, dem es in diesem bekanntlich ohnehin nicht sonderlich wohl ist, kotzte sich zudem bei jedem Halt sprichwörtlich die Lunge aus dem geschundenen Körper. Es ist also nichts als folgerichtig, dass man sich beim Besuch des Hafens in Cannes nach einem schwimmtauglichen Gefährt umsah, welches mehr Komfort bietet. Besonders Nüssli konnte seine Begeisterung und Bewunderung nicht mehr verbergen, als er die luxuriösen Yachten, die dort vor Anker lagen und Namen wie "Just another Toy" trugen, erspähte. Es gefiel ihm durchaus, sich vorzustellen, wie es wäre, einmal stolzer Eigner eines solch monumentalen Luxusgefährts zu sein. Bis es soweit ist, will sich Nüssli gemäss gut unterrichteten Quellen wenigstens mit einem Bentley-Cabrio über die Runden helfen. Dieses Ziel sollte so in zwei, drei Jahren erreichbar sein. Zuhauf rollten diese Dinger nämlich vor dem Casino in Monaco umher, wo man eines Abends dem Glücksspiel frönen wollte. Während sich die einen kaum mehr von den Black-Jack-Tischen zu lösen vermochten, gaben sich die anderen dem Bier und dem Ausschauhalten nach Grazien hin, die mit luftigen Kleidchen und hohen Schuhen über die Plätze stolzierten. Ebendieses Stolzieren – man hatte sich ja fein in Schale geworfen – sollte Dani aufs ärgste vermiest werden. Ausgerechnet als er publikumswirksam über den Hauptplatz schlenderte, sollte sich die linke Sohle seines Schuhs praktisch komplett vom Leder lösen. Und das Geräusch und der Anblick, welche die herunterklaffende Sohle verursachte, wollte so gar nicht zum vornehmen Veston passen. Nun gut, es gab andere Abende, da war Dani mehr in seinem Element. Etwa, als er kurz hintereinander zu einer gebratenen Dorade zwei Mass Bier kippte und daraufhin im Rock-Café gehörig Wodka-Orange nachkippte. Jedenfalls machte er sich das beschwingte Gefühl zu Nutze und begab sich auf die Tanzfläche, um, seinem Wesen ganz konträr, dort alleine im Takt zu wippen und zu versuchen, die Damen auf sich aufmerksam zu machen. Aufmerksam wurde zumindest Jene, deren Glas nach einer unglücklichen Bewegung des enthemmten Tänzers in die Brüche ging. So richtig enthemmt zeigten sich andere ganz woanders. Auf der Rennbahn. Im Go Kart gaben Mäke, Roli und Zäh mächtig Gas, stachen in die Kurven und flogen über die Geraden. Zumindest auf der Geraden hatte auch Nüssli keinerlei Probleme, schliesslich ist er es gewohnt, schnelle Autos zu pilotieren. Aber in den Kurven, da zieht es die Eingeweide im Kart halt schon mächtig zur Seite und auch die harte Sitzschale bietet nicht den Komfort von Ledergestühl. Auf jeden Fall rollte Nüssli nach ein paar Runden aus. Offiziell, um den anderen auch eine Chance auf den Rundenrekord zu lassen, inoffiziell, um jener Ungemach zu entgehen, welche Päde auf dem Jet-Ski ereilt hatte. Dass sich die Oldfriends aber auch sonst ganz gut zu betätigen wissen, zeigten sie in der Pool-Villa, wo richtige Wasserball-Kämpfe zelebriert wurden, zumindest bis sich Mäke die Zeh ganz empfindlich an einer spitzen Stelle stiess und das Blut spritzte. Ein besonderes Highlight war aber auch der Whirlpool. Da liess es sich bei einem kühlen Bier vorzüglich drin leben und die Seele baumeln lassen, so lange, bis Ideen aufkamen, deren Umsetzung zwar reizvoll, aber, da nicht im Sinne aller, schwierig zu realisieren waren. Eric lässt grüssen!