2008 - ALL IN
All in
Auto: Dani
Dass sich die Oldfriends am Samstagmorgen vor ihren Ausflügen jeweils im Seehotel Meierhof verköstigen, ist eine gute, allseits akzeptierte und beliebte Tradition geworden. Auf unserem Frühsommerausflug 2008 hat sich nun herauskristallisiert, dass sich die Reisplaner künftig vielleicht auch zum zweiten Programmpunkt keine Gedanken mehr machen müssen. Der Ort liegt zentral, um nachher in alle Himmelsrichtungen verreisen zu können. Zudem stört sich dort niemand daran, wenn die Oldfriends schon vor 10 Uhr am Morgen das erste Bier kippen und es bald mal ein bisschen lauter wird. Nicht zu vergessen ist der kompetitive Charakter der Aktivität, die dort ausserdem betrieben werden kann. Schliesslich messen sich die Oldfriends gerne mit Gleichgesinnten.
Also, warum nicht den Besuch der Bowling-Bahn in Sihlbrugg zum festen Bestandteil erklären. Etwas Besseres kommt uns doch gar nicht mehr in den Sinn! Ausserdem sind wir jetzt zum dritten Mal auf einem Ausflug dort gewesen, und niemand hat sich über die Einfallslosigkeit der Reiseleiter beschwert. Sobald sich die Bierkübel auf dem Tresen stapeln, kommt halt Stimmung auf. Nüssli, Mäke und Dani lieferten sich denn auch ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen. Und als auf der Bahn links aussen eine Mutter mit Sprösslingen und tiefem Ausschnitt das Spiel aufnahm, wollte ohnehin jeder eine gute Figur machen. Dynamisch und mit Power wurden die Kugeln über die Bahn gerollt. Es blieb kaum Zeit, um eine neue Runde Bier zu bestellen. Der morgendliche Bierkonsum hat natürlich auch Schattenseiten. Die herzliche Begrüssung von Richi im Chalet mit einem kühlen Weissen passte da haargenau. Dass Dani allerdings das top gehütete Geheimnis ausplapperte, dass Richi bald Grossvater sein soll, brachte Nüssli in arge Bedrängnis.
Überhaupt nicht mehr ins Konzept wollte Einigen die kurz darauf stattfindende Poker-Akademie passen. Die Aufnahmefähigkeit war bei den einen bereits einen bedenklichen Tiefstand gesunken. Die Nachricht von Roli und Musti, man nehme am Abend an einem professionellen Pokerturnier teil, verhiess nichts Gutes und stimmte Dani alles andere als zuversichtlich. Er hätte sich lieber weiterhin dem Bier und Palavern verschrieben, als die Schulbank zu drücken und etwas über "Small" und "Big Blind" zu lernen. So erstaunt es nicht, dass sein Erfolg am Turnier dann auch äusserst bescheiden ausfiel. Im Dietiker Industriegebiet parkten wir kurz vor 20 Uhr unseren dunklen Chrysler Voyager.
Betont lässig schlenderten die Oldfriends mit künstlich cooler Miene zu eine wenig einladenden Gebäude. Im obersten Stock traf man dann auf andere Individuen. Alle schwer einzuschätzen. Niemand grüsste. Gemustert wurde man allerdings sehr wohl. Unter normalen Umständen – ausser den mit allen Wassern gewaschenen Poker-Profis Roli und Musti – hatte wohl kaum ein Oldfriend das Bedürfnis verspürt, einen ganzen Abend mit solch abartigen Typen zu verbringen. Dass der Crashkurs bei Dani ohnehin jegliche Wirkung verfehlt hatte, zeigte sich ebenfalls bald. Acht Typen und eine Frau nahmen am Tisch Platz. Zur Rechten von Dani immerhin auch noch Nüssli. Allerdings sollten dessen gute Ratschläge im Nichts verpuffen. Dani kriegte es einfach nicht auf die Reihe. Den "Big Blind" setzte er zwar. Doch dann passierte genau das, was unter keinen Umständen hätte passieren dürfen. Ein "Fold" entwischte seinen Lippen und er warf seine beiden Karten in Richtung des "Dealers". Eine absolut hirnrissige Aktion, die ihn als totalen Anfänger entlarvte, bevor das Spiel richtige begonnen hatte. Jeder, der auch nur ein bisschen von "Texas Hold'm" verstanden hat, weiss, dass man noch eine Runde ohne weiteren Einsatz im Spiel bleiben kann, wenn man den "Big Blind" gesetzt hat. So weit, so gut. Als sich die einzige Dame am Tisch dann noch erdreistete, eine abschätzige Bemerkung über Danis Whisky-Cola-Konsum zu machen, riss ihm der letzte Nerv, und er suchte sein Heil in einem "All in", welches ihm kurz darauf ermöglichte, den Tisch zu verlassen und sich an die Bar zu begeben. Balsam für die erlittenen Wunden war am nächsten Morgen der Besuch des Asia Spa im Sihlcity. In einer herrlichen Sauna mit Blick auf farbiges und hintergrundbeleuchtetes Himalaya-Gestein liess es sich vorzüglich schwitzen und relaxen.